Zugegeben, die Headline des Monats April hat mir nicht sehr viel Hirnschmalz abgerungen. Ich war etwas denkfaul und habe diesmal keine Mühe darauf verwendet nach Tiefgründigkeit zu suchen – der U2 Tophit aus dem März 1987 wurde Headliner, weil sich unser vierter Monat des Jahres 2023 in zwei Hälften aufteilt – der, in der Sibylle in Deutschland verweilte und eben der nach ihrer Rückkehr.
With or without her – waren Unterschiede spürbar? ABER JA!
Tocktock – es klopft! Marcus kommt an Bord und überreicht mir zwei Hella LED Positionsleuchten – „…geschenkt mein Freund!“, höre ich ihn sagen.

Ich glaube zunächst an einen Aprilscherz, doch der Freund bekräftigt sein Ansinnen, wir hätten doch darüber gesprochen.
Ja, das stimmt. Ich hatte angedeutet, dass ich ihm die Dinger abkaufen wolle und wir würden dies irgendwie mit meiner Unterstützung bei seinen Projekten „aufrechnen“. Naja, wir waren zum Essen eingeladen, für mich war es eigentlich erledigt, über die Lampen würden wir reden können…
Ich war also mehr als überrascht, fast schon beschämt, als ich das, nicht gerade billige, Objekt meiner Begierde noch als Dreingabe überreicht bekam – mir bleib nicht mehr, als mich zu bedanken und das wertvolle Gut sofort sicher zu verstauen!

Das war ein freudvoller Start in den sprichwörtlich „wechselhaften“ Monat. Dieser landläufigen Einschätzung sollte auch der April auf Leros gerecht werden.
Ich widmete mich den ersten beiden Tagen meiner Computerarbeit, das bedeutet Quartalssicherung meiner Daten und natürlich das Verfassen des Blogberichts des vergangenen Monats.


Am Abend stand eine langersehnte Einladung zum Dinner an, Evi von der OCEAN FANTASY hatte versprochen, dass sie einen Schweinebraten mit Serviettenknödel und Kraut machen würde. Dies sei als kleines Dankeschön gedacht, dafür dass ich den Winter über auf das Schiff geachtet hätte – das nehmen wir gerne an…
Und Evi hat sich selbst übertroffen!





Ein wunderschöner Abend und ein vorzügliches Essen – da sagen wir noch einmal ganz herzlich „Vergelt´s Gott!“
Das war auch eine Art Abschiedsessen von der OCEAN FANTASY Crew – denn wenige Tage später haben Evi und Michi die Leinen losgeworfen und ihren Plan einer Weltumsegelung in Angriff genommen. Wir drücken die Daumen und wünschen „always fair winds and calm seas!“

Gäääähn – langer Abend gestern! Mir fällt Hans Moser ein – „Jetz´ trink ma no a Flascherl Wein“ – warum nur???
Ein Blubbern hat mich geweckt, ich fahre den Rechner hoch, wie spät ist es eigentlich?

Es ist 08.00 Uhr, ok, akzeptabel – ich koche mir einen Kaffee, erinnere mich, dass Sohn Florian Geburtstag hat und setze schonmal Geburtstagsgrüße ab – in der Gewissheit, dass wir heute noch telefonieren würden.
Was hat mich geweckt? Ich wage einen Blick nach draußen…


Der Taucher ist immer noch dabei die Ketten in der Marina zu tauschen. Das geht nun schon seit Oktober so. Ich bin gespannt ob diese Arbeit jemals fertig wird. Eigentlich ist´s mir aber egal, wir haben uns an die täglichen Besuche gewöhnt.
Ich ziehe mich wieder zurück und tippe meinen Blog fertig. Dies geht nicht wirklich ungestört, denn Sibylle ist nervös, sie würde morgen nach München fliegen – hofft sie!
Hoffen deshalb, weil just für morgen Starkwinde angesagt sind und der kleine Zubringer nach Athen ab einer gewissen Windgeschwindigkeit Leros nicht mehr anfliegt.
Tja, und so kam es auch!
Meine Sibylle hat vier Monate vorher ein Ticket gebucht und sich willkürlich exakt den Tag mit Starkwind ausgesucht. Sie sollte Lotto spielen! So fuhren wir also zum Flughafen um bereits 40 Minuten später mit Sack und Pack zu NESSAJA zurück zu kehren. Sibylle war ein wenig enttäuscht und zog daher „einen Flunsch“ (kennt ihr den Begriff???).

Ich konnte es nicht ändern und habe daher beschlossen, den irgendwie verkorksten Tag mit „leichter Beschäftigung“ anzureichern.
Meine Bohrmaschinenpumpe musste überprüft und repariert werden…


Das hatte mich etwas genervt. Ich hatte vor vielen Jahren diese Pumpe statt eines chinesischen Billigproduktes gekauft – 70.- statt 20.- € – nun war ich der Hoffnung, dass es hierfür einen Reparatursatz gäbe, denn der Fehler war eindeutig erkennbar. Die Dichtung war spröde und sollte erneuert werden.
Leider erklärte mir der deutsche Vertriebspartner, dass aus seiner Sicht auch diese Pumpe ein billiges Einwegprodukt sei, man böte mir eine neue an, Ersatzteile gibt es nicht!
Ok, das frustriert mich! Wird denn nix mehr repariert? Ich wage einen eigenen Versuch!

Ich schmeiße das Original weg, das von einem Freund gefertigte Ersatzteil eines früheren Wettbewerbers fliegt unmittelbar hinterher und findet den Weg in die Tonne.
Ich setze auf das mir wohlbekannte Material meines ehemaligen Arbeitgebers!
Leider war auch das ein Schuss in den Ofen, die Pumpe wollte sich nicht mehr reparieren lassen. Die Lösung? Ganz offen gesagt, wenn ein 70.-€ Teil aus Metall nicht mehr kann als der 20.-€ Plastik-Chinaschrott – dann eben so…

Am Morgen des Folgetages sind nach dem Erwachen abermals Regentropfen auf den Scheiben erkennbar. Schietwetter!!! Aber der Wetterbericht macht Mut und am Horizont hellt es auch schon etwas auf – so machen wir uns wieder auf den Weg zum Flughafen…

Diesmal sollte meiner Gattin das Glück hold sein! Der Wind hatte nachgelassen, die Wolken lichteten sich und die App „Flightradar“ zeigte, dass der kleine, zweimotorige Flieger in der griechischen Hauptstadt gestartet war um Leros anzufliegen.
So bekam Sibylle ihre neuen Tickets überreicht…

…die aber offensichtlich irgendwie nicht stimmen konnten. Abflug Leros 10.30 Uhr, Ankunft München 17.15 Uhr – nanu???
Was bedeutet eigentlich FRA???
Natürlich wissen wir, dass FRA für Frankfurt steht, es hat nur einen Moment gedauert bis wir bemerkt haben, dass der Rückflug nun mit einem Umsteigen in Frankfurt gebucht war. Nicht toll, aber was soll´s?

Nachdem Sibylle sowohl ihre Abholer als auch ihren Sohn verständigt hatte, dass sie später als erwartet ankommen würde, hörte man schon den Flieger heranbrummeln. Es war Zeit sich zu sortieren und das Gepäck aus dem Auto zu holen und dieses abzugeben.


Dieses ganze Procedere von Einchecken über Gepäckaufgabe bis hin zur Sicherheitskontrolle geht hier natürlich schneller und einfacher von Statten als auf internationalen Flughäfen. So kann man gut „just in time“ planen.
Wir gaben also das Gepäck auf und ein paar Minuten später war auch schon „boarding time“ – ok, jetzt wird klar, der Abschied naht, Sibylle geht für 10 Tage nach Deutschland.


Jetzt war es soweit – wir schreiben den 04. April 2023, der erste Part des geteilten Monats April beginnt. Ihr erinnert euch – „With or Without You“, für mich liefen die ersten Minuten von „without her“ 😉
Während mich einerseits meine lange „To-Do Liste“ beschäftigt, quält mich anderseits die Frage, wie ich diese 10 Tage, alleine auf mich gestellt, überleben werde – nun, mal sehen…
Der Gedanke war noch nicht zu Ende gedacht, höre ich den Turboprop aufheulen, die Maschine löst die Bremse und – hebt ab, Richtung Athen!

Ich fahre zurück zum Schiff, es ist ja noch vormittags, sortiere mich neu und koche mir ein Tässchen Kaffee.

Ich höre ein Trappeln und meine Freundin Electra gesellt sich zu mir. Ob sie gespürt hat, dass ich alleine war und sie mir Gesellschaft leisten wollte, oder ob es einfach nur die Gier nach einem Leckerli war, welche sie zu mir getrieben hat – wer weiß das schon?

Ich schaffe mir zuerst meine persönliche „Schiffsordnung“ – die Tanks sind voll, der Mülleimer leer. Ich will keine Zeit mit unnötigen Hausarbeiten verschwenden. Als das Schiff so gerichtet ist, wie ich mir das für die nächsten Tage vorstelle, überarbeite ich meine Liste der zu erledigenden Arbeiten und setze sowas wie einen Zeitplan dahinter – ich will die Phase des Alleinseins nutzen, um strukturiert die offenen Punkte abzuarbeiten. Morgen geht es los!
Ehe ich mich versehe ist der Abend hereingebrochen – ich wähle den einfachen Weg und finde mich als einziger Gast im „SouVLakki“ wieder.

Dort muss ich nicht mehr wirklich bestellen – Alex, der Kellner, holt sich eher eine Bestätigung, ob es beim Üblichen bliebe. Ja, bleibt es!


Zugegeben, kalorienarm geht vermutlich anders, aber es schmeckt vorzüglich und ich gehe satt, zufrieden und nur um 10.-€ ärmer nach Hause. Für das Geld kann ich kaum kochen. Ich liebe diesen Schuppen 😉
Am Abend erreicht mich die Nachricht, dass Sibylle gut in Deutschland angekommen ist, sie hatte Athen sehr zeitig erreicht und konnte den Flug nach Frankfurt auf einen früheren, etwas knappen, direkt nach München umbuchen – manchmal brauchst halt auch a bissl Glück!
Tags darauf eröffne ich den Reigen der anstehenden Arbeiten mit dem Absetzen einer Bestellung. Ich weiß, dass meine Signalmittel weit über der Haltbarkeitsdauer sind – neue müssen her!



Man könnte meinen, dass es doch eigentlich wurscht ist, wenn das Ablaufdatum überschritten ist. Man sieht ja, dass ich auch sehr großzügig war. Aber einer unserer Freunde hat da mal richtig Behördenprobleme bekommen – willkürlich oder nicht – ich will das nicht haben. Außerdem ist es sicherheitsrelevant!
Ich bestelle also bei Katerina von „Boat & Parts“ einmal den kompletten Kofferinhalt. Die Lieferung hat bis Ende April noch nicht geklappt, aber das wird schon – hoffentlich.
Weil ich grad dabei bin, gebe ich auch die Wartung meiner EPIRB in Auftrag.


Hier war Diskussionsbedarf vorhanden! Es müsse eine neue Batterie verbaut werden, zudem der Funktionstest, alles plus Versand – zusammen rund 390.-€! Ich wusste das, hatte ich diesen Umfang doch schon einmal in Griechenland machen lassen.
Man erklärte mir, dass eine neue EPIRB für nur wenig mehr angeboten würde und fragte, ob dies nicht der bessere Weg sei.
Ich besuchte die bekannten deutschen Webseiten um zu vergleichen, fand aber nix unter 569.-€ plus Programmierung, plus Versand – und zwischen 390.- und 635.- ist ja dann doch ein Unterschied, zumal meine Rettungsboje von einem namhaften Hersteller war, der Ersatz jedoch „no name“ war und meine Halterung nicht mehr passen würde.
Ich entscheide, meiner EPIRB den Service angedeihen zu lassen! Tage gehen ins Land – in der letzten Woche des April erreicht mich ein Anruf, ich greife jetzt etwas vor, am Telefon erklärt man mir, dass man jetzt ein Angebot für eine neue EPIRB hätte, ich solle nochmals rechnen. Ich wusste nicht – soll ich lachen oder losheulen???
Egal, das Angebot war super! Gleiche Marke, inklusive Halter, Programmierung, Papiere und Versand aus Athen für 409.-€ – das ist ein Wort! Ich ändere meine Meinung und bestelle.
Ich hoffe nun, im Mai sowohl meine neue EPIRB als auch die neuen Signalmittel zu bekommen.
Ich packe das Werkzeug aus und lege los – das Arbeitspaket für heute heißt „Regalbrett für die Kiste mit Spraydosen“

Ich setze die allererste Schraube an, betätige den Bosch-Professional und… KRACK!

Ja sag amal, geht denn nix ohne Ärger??? Die griechischen Gummischrauben sind mit dem Drehmoment der schwäbischen Maschine überfordert. Ich ärgere mich leise und bastle vor mich hin…

Die Arbeit die ich an diesem Tag angefangen habe, sollte als die fieseste und gemeinste in die Geschichtsbücher eingehen – zumindest wenn man die Zielsetzung – ein Regalbrett bauen und montieren – mit dem Leid auf dem Weg dorthin in Abgleich bringt.
Der Zuschnitt war noch schnell erledigt, das kann man auf dem Bild oben schon gut erkennen. Die abgerissene Schraube wurde durch eine weitere ersetzt, das war eigentlich nur eine Randnotiz…
Um die fiesen Fallen zu erklären brauche ich ein Bild des Ergebnisses – schaut mal hier.

Zunächst war ich durch die Größe unseres Bades bei geöffneten Schranktüren limitiert. Die steht leider in reziproker Relation zu meinem Volumen, so war es generell eine Herausforderung, alle Schraubarbeiten UNTER dem Brett durchzuführen.
Wenn ihr mal bitte den Pfeil beachten mögt – das Brett ist massiv montiert und schwebt frei. Am hinteren Rand gehen zwei Bolzen durch das Brett und eine Art „Balkon“ unter dem der Schlauch meiner Bilgenpumpe verlegt ist – ich WEISS DAS, es ist genug Platz, eigentlich!

Dennoch gelingt es mir, den Schlauch an beiden Bohrstellen anzubohren – an dem Tag konnte ich mir echt die Eselsmütze aufsetzen! Gott sei Dank gingen die Löcher nicht ganz durch, so war die Reparatur mit SIKA und selbstvulkanisierendem Tape vertretbar.
Das war nicht alles! Ich habe Standard-Schrauben in fast allen Längen, habe gut gemessen und doch waren meine 10cm Schrauben am Ende 5mm zu kurz. So musste ich noch Bolzen anfertigen und mehr oder minder aufwändig flexen.

Naja, mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Was ich als Arbeit für zwei, drei Stunden eingestuft hätte, mauserte sich zur tagfüllenden Aufgabe. Dennoch, trotz all der Stolpersteine arbeitete ich mich voran und kam dem Ziel näher.
Um das Gewerke stabiler zu gestalten, entschied ich, eine Stütze unter das Brett zu schrauben – dafür musste ich in die Dusche ausweichen. Und da passiert es – ich war FERTIG und beim Aufstehen hakt sich der Einhebelmischer der Dusche in meinen Hosenbund.
Ich spüre Wasser in meinen Rücken sickern, verstehe für einen Bruchteil einer Sekunde nicht was passiert, kann mich aber nach dem Erfassen der Situation nicht wirklich schnell befreien. Gehe ich weg, breche ich den Mischerarm ab, stehe ich weiter auf, drehe ich die Dusche komplett auf.
Die zwei oder drei Sekunden die ich brauche um mich zu befreien reichen aus, dass mich die teuflische Brause nahezu durchweicht! Tja, manchmal hast Du einfach kein Glück – und wenn dann noch Pech dazu kommt 😦

Feuchte Duschwanne und sich selber duschen und waschen – funktioniert. Trockene Duschwanne und schwarze Füße – funktioniert auch. Nasse Duschwanne und schwarze Füße – funktioniert NICHT!

Ich fluche vor mich hin und wische die Duschwanne raus, natürlich hinterlasse ich überall Tapser mit meinen feuchten Füßen – ich realisiere, heute ist nicht mein Tag!
Am frühen Abend ist es vollbracht – trotz des ganzen Ärgers findet die sperrige aber notwendige Box mit unseren Spraydosen einen adäquaten Platz und ich habe einen ungenutzten Raum in Stauraum verwandelt – wenn mir das jetzt noch mit Wasser und Wein gelänge, ich wäre am Ziel meiner Wünsche!

Ich schleppe mich, immer noch mit feuchten Nieren, zu Marcus auf die DARKSYDE, wo man mir mit einem Ouzo neue Lebensgeister einhaucht. Ich versöhne mich mit dem Tag…

…was letztlich gar nicht so schwer war, denn kaum war der Ouzo im Glas, kaum klang die typische griechische Musik, die Ellinika dimotika tragoudia, aus den Lautsprechern, gesellte sich schon die „Austria Connäktschn“ zu uns – die Stegparty war flugs im vollen Gange!

So ließen wir den Tag ausklingen und zogen uns erst in unsere Schiffe zurück als es schon dunkel und frisch war. Ich spürte auf dem etwa 23m langen Heimweg, dass ich unter Umständen einen Ouzo zuviel getrunken hatte und beschloss, nicht zu kochen – das Hantieren mit Feuer schien mir ein Risiko am heutigen Tag 😉
Telefonieren konnte ich noch, so war der Pizzalieferant meines Vertrauens schon kurze Zeit später zugegen um mir die Leibspeise vor die Haustüre zu bringen – guten Appetit!

Im Fernsehen läuft „Wunderschön“ und so lasse ich mich herrlich einlullen bis mir die Augen zufallen und ich mich in die Koje verhole. Morgen ist ein neuer Tag!
Der beginnt, wie immer, mit einer, besser zwei, Tassen Kaffee. Ohne Kaffee geht NIX!

Bing! Mein Mobiltelefon klingelt mich an. So früh? Wer kann das sein? Ich bin überrascht und riesig erfreut gleichzeitig! Philipp & Kristel haben an mich gedacht und schicken mir Grüße und ein Bild von ihrer Pazifiküberquerung – live, also direkt vom Pazifik, aus der Weite des Oceans…

Wir haben die Beiden, die Crew der AMAÉ, vor zwei Jahren auf Leros kennen gelernt und waren für ein paar Wochen Zeugen ihrer Vorbereitung für IHRE „große Reise“ – Ziel offen!
Aber wenn nun, zwei Jahre später, Grüße vom Pazifik gesendet werden kann ICH nur sagen – Gratuliere und Chapeau! Ihr habt alles richtig gemacht. SO schreibt man seine eigenen Geschichten in das persönliche „Buch des Lebens“.
Ich starte beschwingt in den Tag – dies äußert sich darin, dass ich Platz schaffe. Material, welches ich VERMUTLICH nicht mehr brauche fliegt raus.


Ha, langsam wird es. Beflügelt gehe ich gleich den nächsten Punkt auf der Liste an, ich muss noch einen Plotter erden.
Gedacht, gemacht – den Pod noch einmal aufgeschraubt, das Kabel angebracht und alles wieder zusammengebaut. Auch an diesen Punkt kommt ein Haken – und weil ich gerade an der Lenksäule am Werkeln war, habe ich auch gleich unser „Cockpittäschchen“ angebracht. Da bewahren wir unsere Mobiltelefone und Krimskrams auf während wir unterwegs sind.


Heute habe ich „einen Lauf“! Dies will ich nutzen und packe mein Werkzeug, um den defekten Generator des eidgenössischen Bekannten anzupacken. Ich ahnte in diesem Moment noch nicht, dass dies ein Langzeitprojekt werden würde, beziehungsweise werden könnte.


Ich habe nicht damit gerechnet, dass der Eigner, der ja auf Empfehlung von Freunden kam, mir nicht die komplette Vorgeschichte ausbreiten würde. Warum das so ist, oder zumindest war, kann ich bis heute nicht sagen.
Zu diesem Zeitpunkt haben wir davon gesprochen, dass der Wärmetauscher nicht mehr fest ist und wackeln würde und ein Ölverlust vorläge.
Der Wärmetauscher war rasch ausgebaut, der gebrochene Halter schnell als Übeltäter entlarvt, der Reparaturansatz klar – ich dachte an eine schnelle Reparatur und informierte den Besitzer über den Sachstand.
Der Tag war zu Ende, der Wind nahm zu und zog mich auf NESSAJA zurück.

Dort checkte ich nochmals meine Batterien und meinen Stromhaushalt, denn ich bin seit Sibylles Abreise „off grid“, ich will sehen, wie lange ich es alleine ohne Landstrom oder Nachtanken von Wasser aushalte. Ohne zu sparen, aber mit einem anderen Nutzerverhalten als meine Gattin.
Mir kam zu Gute, dass es windig war und meine Hassliebe, mein Windgenerator, ziemlich lieferte. Dazu tagsüber der Solarstrom – passt alles, immer noch ohne sich sehr zu mühen.

Inzwischen frustriert mich, dass Sibylle will, dass er nachts ausgeschaltet ist, das konterkariert meine Idee von Autarkie und den Sinn dieser Maschine generell.
Zurück auf die Zeitachse! Gut am Alleinsein ist, dass man offensichtlich sowas wie Mitleid erregt, auch ich! So war ich heute auf der DARKSYDE zum Dinner geladen. Das freut mich sehr – zum einen schätze ich die Gesellschaft der jungen Familie, zum anderen gab es handgepresste Spätzle zu frischem Gulasch, yummie!

Zum Absacker noch einen oder zwei Ouzo, dann geht es ab in die Koje. Morgen ist auch noch ein Tag…
Und was für einer! Herrliches Wetter, Sonnenschein, Wärme – ich will an Deck arbeiten und nehme mir vor, den Punkt „Mastwagen für Spinnakerbaum montieren“ wegzuarbeiten.

Ich montierte die aus Deutschland mitgebrachten Gleitstücke und den Trichter in dem der Baum einrastet. Dieses Konstrukt muss nun an die Mastschiene montiert werden.

Das war ein bisschen aufwändig, weil der Mastwagen leicht verzogen ist. Mit ein paar leichten Hammerschlägen hat er sich aber in Position bringen lassen. Und da diese Position nicht andauernd geändert werden muss, ist es so auch ok – zumindest bis wir wissen ob das Ausbaumen der Genua etwas für uns ist. Im Falle ja, können wir uns immer noch den exakt passenden Harken-Wagen kaufen.
Ja und weil der Tag gar so gut war, weil es gar so gut lief, packte ich gleich das zweite Außenprojekt an – die Wartung meiner sechs Winschen. Ich schäme mich fast ein wenig – ich habe das noch nie gemacht, obwohl wir NESSAJA ja schon acht Jahre haben. Es war an der Zeit…



Ich besorge Lappen, Waschbenzin und Pinsel und fange an, jedes kleine Einzelteil der zerlegten Winsch zu putzen. Nachdem das geschafft ist, wird jedes Teil gefettet, die Zahnradgruppen nebst Sperrklinken wieder zusammengesetzt und zu guter Letzt die Winsch wieder komplettiert.
An diesem Tag schaffe ich die erste Winsch, ich bin zufrieden, weiß aber auch, dass mich diese Arbeit etwas in Anspruch nehmen wird. Es ist klar, das muss auf mehrere Tage verteilt werden.
Kochen oder Fremdküche? Die Faulheit siegt und abermals wird der Pizzadienst des „La Nostra“ gerufen. Die Pizza ist aber auch gut…


Häufig investiere ich meine Abende in Recherchearbeit. Immer dann wenn es Teile zu ordern gibt oder wenn technische Unterlagen notwendig sind. So bin ich doch eine zeitlang damit beschäftigt, die Manuals für den 20 Jahre alten Fischer Panda Generator des Schweizers zu beschaffen – der Zusammenbau soll bald erfolgen, ich benötige ein paar Drehmomente und ein paar technische Daten und Füllmengen. Fischer Panda hilft mir, drei Tage später habe ich alles was ich brauche – sehr guter Service!
Der neue Tag beginnt mit der Abreise der DARKSYDE. Ich bin ein bisschen traurig, denn mit Marcus´ Familie ist Kurzweil irgendwie garantiert. Der Smalltalk ist erfrischend, die Gespräche tiefgründig – ich werde die drei vermissen.

Ich fahre einkaufen, denn die Schränke sind leer und ich muss für volle Schubläden sorgen. Ich springe also auf meine treue GS und drehe eine Runde durch Lakki.

Zugegeben, meine Einkaufsliste sieht anders aus als die von Sibylle. Salat ist drauf, Gemüse fehlt – ein bisschen mehr Knabbereien und Coke. Kochen will ich auch mal – die Wahl fällt auf Cordon Bleu. Naja, der Einkauf eines Strohwitwers eben…

Am Heimweg erreicht mich eine Nachricht von Thilo. Er sähe von zuhause, dass sein Schiff nicht mehr lädt. Ob ich wohl mal nach dem Rechten sehen könnte. Klar kann ich, ich mache mich auf den Weg zur Stromsäule und sehe gleich, dass kein Guthaben mehr auf dem Account ist.
Dieses Problem wäre rasch gelöst, wenn nicht ein anderer dies schon entdeckt hätte und die somit „freie“ Steckdose occupiert hätte. Leider ist an dieser Säule nur eine Steckdose dieser Größe. Was tun?
Seufz, ich will helfen! Thilo hat uns durch die Leihgabe seines Autos auch unterstützt, eine Hand wäscht die andere – so gehe ich auf NESSAJA und hole einen meiner Adapter, um ihn für unbestimmte Zeit an das Kabel der HOMEOFFICE zu stecken – und dieses dann wieder mit der inzwischen neu aufgeladenen Säule zu verbinden.
Ich sammle Karmapunkte!!!

Endlich ist Zeit, sich dem Arbeitsplan zu widmen. Ich richte also wieder das Werkzeug und die Reinigungsutensilien für meine Winschen her und schreite zur Tat.



Ich stelle Nummer 2 fertig und muss leider schon wieder unterbrechen. Ich bin mit Giorgos in seiner Werkstatt bei „Boat & Parts“ verabredet um den Halter für den Generator zu rekonstruieren. Ein Neuteil war nicht mehr zu bekommen.

Als der begnadete Schweißer eintraf, gab es erstmal ein großes Hallo – dann Kaffeebestellung. „Cappuccino sketo, as always?“ – äh ja, er weiß wie ich meinen Kaffee trinke – als einer von drei Menschen weltweit…
Dann fangen wir an, oder? Ja! Also gleich! Zuerst müsse ich noch schnell einen Blick auf eine Zylinderkopfdichtung werfen, ich würde mich da doch auskennen, oder?


Wir tauschen Meinungen aus, es wird palavert und vier Männer stehen gestikulierend um einen alten Motor. Wie ich das liebe! Es erinnert mich an früher, an eine Zeit die so weit weg scheint…
Jetzt aber – mein Halter!




Ich fahre zurück auf NESSAJA, fotografiere das Trum und informiere den schweizer Besitzer des flügellahmen Stromerzeugers, ich wähne mich dem Ziel nahe – doch weit gefehlt! Allerdings weiß ich das noch nicht!
Zeit zum Abendessen, heute ist Zeit zum Kochen – ich bereite mir also ein weiteres Leibgericht – Cordon Bleu mit einem Riesensalat.

Danach war Abwasch und Küchendienst angesagt – spätetens jetzt zweifelte ich am Sinn für eine Einzelperson zu kochen. Alles in Allem, Gas, Strom und Zeit mit eingerechnet, kommt es teurer und ist aufwändiger als die günstigen Restaurant- oder Taverna-Varianten.
In der Nacht kommt ein Gewitter, es schüttet wie aus Eimern! Ich mag das Prasseln am Dach, besonders dann, wenn ich weiß, dass es kaum hereintropft – wir haben die Dichtheit des Schiffes gut im Griff.
Nicht im Griff hat die Marina dagegen die Schlammwüste nach einem solchen Wolkenbruch.


In manchen Ecken sinkst Du mehr ein, in anderen weniger – wir kennen unsere Laufwege inzwischen, aber es kommt vor, dass der Schlamm zu den Crocs „oben einsteigt“ – nicht wehren, waschen – lautet die Devise.
Ein Italiener spricht mich an – ob ich nicht zufällig ein gebrauchtes Schlauchboot wüsste. Ähhh, ja – im Wagen von Thilo liegt eines!

Ich zeige das gebrauchte Gummidinghy und packe es für den Amici aus. Er freut sich, fotografiert, versendet, telefoniert – und kauft! Minuten später wechselt das Objekt der Begierde den Besitzer und wird auch sofort abtransportiert.

Thilo freut sich über den Erlös, ich über neue Karmapunkte und der Azzuri über das neue Spielzeug – was für ein Tag!
Muss ich erwähnen, dass ich zwei Wochen später, in Abwesenheit der FINI Besatzung, auch deren altes Dinghi verkauft habe? Ob ich über ein Provisionssystem nachdenken sollte? Nein, ich bleibe bei Bewährtem, ein Fläschen Ouzo als Dankeschön und natürlich ein paar Karmapunkte…
Der Tag ist noch jung – ich widme mich wieder meinen Winschen und schaffe heute Nummer 3 und 4.

Nach getaner Arbeit belohne ich mich selbst mit einem Eis von „Repapis“ und genieße hier die letzten Sonnenstrahlen bevor ich mich ins Schiff zurückziehe.

Am Abend beschäftige ich mich ein bisschen mit der Kommunikation zur Außenwelt. Ich stöbere in den sozialen Medien und finde bei Facebook in der offiziellen „I love Lipsi“ Gruppe ein Bild an dem mein Auge hängen bleibt – kenne ich die beiden Schiffe nicht???

Ja klar, das Bild zeigt die DARKSYDE und die OCEAN FANTASY im Hafen der Nachbarinsel Lipsi. Die beiden Schiffe haben einen Abstecher dorthin gemacht, ich hätte sie gerne begleiten sollen, wollte die zwei Arbeitstage aber nicht verlieren.
Umso witziger fand ich, dass ich jetzt einfach so auf dieses Bild gestoßen bin. Big Brother is watching you…
Noch eine weitere lustige Kommunikation an diesem Tag. Es meldete sich aus heiterem Himmel Emine bei mir. Sie ist der weibliche Part eines türkischen Paars, welches in Leros überwintert hatte, jetzt aber wegen der Aufenthaltsbestimmungen zurück in die Türkei musste.
Sie wies mich darauf hin, dass wir, sollten wir in die Türkei reisen, sie unbedingt besuchen müssten. Sie seien in der Nähe von Bodrum, ich würde das bestimmt nicht kennen – sie sendet mir ein Bild…

Ich schmunzle – und ich bin sicher Emine auch, als ich ihr schreibe, dass ich die Port Iasos Marina sehr gut kenne, habe ich NESSAJA doch 2014 dort gekauft – als sie noch OTARIE hieß. Was für ein Zufall – so könnte es sich ergeben, dass ich doch noch einmal nach Güllük zurück komme, wer weiß???
Am nächsten Tag beginne ich früh, ich will den Generator fertig stellen. Ich baue den Halter ein und schraube den Wärmetauscher wieder an…

…zerschrammle mir dabei die Arme, weil es halt gar so eng in des Generators Lücke ist. Ich fluche leise um mein Karmapunktekonto nicht zu gefährden.

Als das erledigt ist, fülle ich das Öl auf und prüfe den Ölstand – auch das ist perfekt!

Ich schütte das Kühlwasser in den Behälter und so wie es oben reinfließt, läuft es unten wieder raus – was ist das? Ich prüfe und fühle am Kühlwasserschlauch einen Cut. Ok, das ist kein großer Job – ich beschaffe einen Schlauch und tausche diesen aus. Ich fülle wieder Kühlwasser auf, nichts tropft mehr! Super!
Ich rufe den Besitzer an, wir sind fertig zum Probelauf. Ich befürchte den beschriebenen Ölverlust und will den Eigner des Bootes dabeihaben. Wir starten den Generator und während ich das Kühlsystem entlüfte läuft wieder Kühlwasser aus dem Motor – und nun???
HEUTE erst ergibt ein längeres Gespräch mit dem Eidgenossen. Er räumt ein, dass schon mehrere Mechaniker an dem Gerät gearbeitet haben. Es könnte auch sein, dass es kein Ölverlust ist, sondern eben Kühlwasser. Auf jeden Fall habe unsere Marina die Reparatur abgelehnt – man könne das Aggregat ersetzen, es sei aber ein wirtschaftlicher Totalschaden.
DAS wirft ein anderes Licht auf die Sache. Ich muss nachdenken, wir vertagen uns…
In diesem Moment meldet sich mein Mobiltelefon mit einem eindringlichen BING – eine Nachricht von Vivi trifft ein…

Wow! Yeah! Das lasse ich mir nicht zweimal sagen! Sofort fahre ich zur Versicherungsagentur und schließe eine Haftpflichtversicherung ab. Diese kostet rund 10.-€ mehr als in Deutschland, die Steuer ist dagegen um etwa den gleichen Betrag günstiger – ein Nullsummenspiel also.
Mit der druckfrischen Police in der Tasche, fahre ich zu Vivi um meine Papiere und mein Kennzeichen abzuholen. Dabei bemerke ich, dass anders als in Deutschland, der TÜV-Stempel nicht von der Zulassungsbehörde angebracht wird.
Ich brause zur Technischen Überwachungsstelle die ja noch auf Leros stationiert ist – der Prüfer erinnert sich an mich und klebt die Plakette.
ENDLICH – meine GS ist nun eine Griechin!

Ich bringe das Bild in Facebook und schreibe spaßeshalber, dass die Zahlen- / Buchstabenkombi nicht mehr so cool ist wie zuvor – worauf Vivi kommentiert „…it´s Greek, that´s the most important!“
Recht hat sie – mein erstes fremdes Kennzeichen. Das leidige Thema der begrenzten Aufenthaltsdauer für Fahrzeuge ist somit endlich vom Tisch. Ich bin stolz und montiere das neue Taferl sofort!

Der ganze Zinnober muss, trotz EU, stattfinden und hat mich rund 570.-€ gekostet – durch die Hilfe von Vivi und viel Eigenengagement ist das verhältnismäßig günstig – und es war eine gute Entscheidung wie sich etwas später zeigen sollte…
Die DARKSYDE hat sich angekündigt, die Freunde kommen zurück um ein paar Tage in der Marina zu verweilen. Das machen viele Segler in dieser Zeit, denn das Wetter ist noch nicht so beständig, dass man wochenlang „buchteln“ möchte. Ein paar Tage in der Bucht, bei Wetterverschlechterung ein paar Marinatage – so passt es.

Leider habe ich nicht so viel Zeit in dieser Phase des Monats. Ich habe neben meiner ureigenen Arbeitsliste auch ein paar Fremdprojekte offen. So fahre ich morgens in den Ort um meine Verbrauchsmaterialien wieder aufzufüllen, dann zurück in die Marina – hier herrscht allerorts emsiges Treiben.

Ich dagegen war zu einer neuen Baustelle beordert. Bereits vergangenes Jahr hat mich Felix angesprochen. Er und seine Frau Georgette sind in der Schweiz zuhause und besitzen eine alte Amel Maramu in perfektem Zustand. Felix hatte mich also vor einiger Zeit schon gefragt, ob ich beim Umbau seiner Wellendichtung „assistieren“ könne.
So verhole ich mich mitsamt meiner Werkzeugkiste auf dieses „besondere Schiff“ – mal sehen was mich als Schrauberassistent erwartet!

Was zunächst eigenartig klingt, war eine hervorragende Idee des Eigners. Er weiß natürlich genau, dass man sich zu helfen wissen muss und hat sich die Arbeit auch zugetraut. Er wollte aber wirklich jeden Arbeitsschritt mit mir absprechen, ich habe nur Werkzeug gereicht, meine Meinung abgegeben und musste letztlich nur bei zwei komplizierteren Dingen unterstützen.


Die Herausforderung war, dass dieses Schiff mit einem Wellengenerator ausgestattet ist. Wir mussten Einiges abmontieren um die Welle vom Getriebeausgang zu trennen – aber am Nachmittag hatten wir es geschafft, das Schadteil war ausgebaut.
Jetzt kam mein Einsatz, Rost und Schmutz hatten den Gewinden der Kupplung zugesetzt, ich habe also an Bord von NESSAJA alle Gewinde des wiederzuverwendenden Teiles und der dazugehörigen Schrauben nachgeschnitten.

Theoretisch war noch genug Tag übrig um den Zusammenbau zu beginnen – wäre nicht EINE spezielle Schraube abgerissen. Diese Madenschraube war nicht so leicht zu beschaffen. Wir mussten also für heute den Feierabend einläuten.

Ok, traurig war ich über diese Nachricht nicht! Das offizielle Willkommen der DARKSYDE Crew war noch nicht vollzogen – so war das Feierabendbier gleichzeitig auch der Willkommensschluck.

Der nächste Tag begann für mich mit Weckergeläut! Ein sehr ungewohntes Gefühl, aber Felix möchte um spätestens 09.00 Uhr beginnen – und ich habe am Vortag versprochen, dass ich mich um die Beschaffung der abgerissenen Schraube kümmern werde.
Hier konnte nur Giorgos helfen!

Mein Freund arbeitet hauptberuflich in der „Artemis Boatyard“, dort bekomme ich um 08.30 Uhr die Rohlinge und Giorgos längt sie mir ab und entgratet die Madenschrauben. So habe ich nur noch die Sicherungslöcher zu bohren – es kann losgehen!

Noch einmal konnte ich Felix helfen – beim Ausbohren des abgerissenen Schraubenstummels. Das Loch war rasch gebohrt, das hat gut geklappt. Ich versuche als Trick immer ein Torx-Werkzeug einzuschlagen – auch dieser Kniff hat dieses Mal perfekt funktioniert.
So konnte Felix die Arbeit fertig stellen und ich war auf der ALLEGRA entlastet. Eine kleine Fleißaufgabe hatte ich allerdings noch – der Stummel der abgerissenen Schraube klemmte ja immer noch bombenfest auf meinem Torxbit, das wollte ich auf jeden Fall retten!

Das war eine Aufgabe für den „Flexman“, den letzten Superhelden! In Sibylles Abwesenheit kann ich hemmungslos mit meinem Lieblingswerkzeug hantieren – ich liebe dieses Tool und bin behände im Umgang damit.
So krame ich die Lieblingsmaschine hervor…

Ich spanne die 1mm Scheibe ein und setze einen Schnitt – einem forensischen Skalpellschnitt gleich, ahhh. Mit dieser Maschine könnte ich Fingernägel schneiden 😉

Wie alle Superhelden verwandle ich mich nach getaner Arbeit zurück und bemerke, dass die persönlichen Akkus leer sind und nach Aufladung verlangen. Ich lasse mich also verleiten, etwas zu tun, was in Sibylles Anwesenheit nicht möglich wäre…

Derart regeneriert, beschließe ich heute wieder selbst zu kochen. Es gibt wieder ein Salätchen und eine Portion Cordon Bleu – warum den ausgeklügelten Speiseplan ändern?


Beim Einkaufen war mir ein Geräusch aufgefallen – chhhhh, chhhh – nur beim Bremsen. Ok, kaum griechisch geworden und mit neuem „TÜV“ versehen, verlangt die GS wieder nach Aufmerksamkeit. Ich bremse nochmal – chhhhh…
Das Geräusch kenne ich, sofort wird mir klar – die Bremsbeläge sind verschlissen, was ich höre ist die „akustische“ Warnung zum SOFORTIGEN Ersatz derselben.
Woher nehmen? Ich rufe Sibylle an – wer mich kennt weiß, dass ich das Telefon hasse. Sie ist nicht erreichbar. Ich schreibe eine WhatsApp, die liest sie IMMER, aber nicht jetzt, nicht von mir – grrr. Ich weiß, sie ist in Rosenheim und könnte mir die Teile mitbringen, Originalteile, beste Qualität, ein schöner Gedanke!
Etwas später ruft sie zurück und erklärt als Antwort auf mein Ansinnen, dass sie nicht mehr in Rosenheim ist, alles sehr kompliziert, blablabla – bei kompliziert habe ich aufgehört zuzuhören. Ich liebe meinen Schatz, aber manchmal haben wir unterschiedliche Definitionen von Flexibilität, na egal.
Ich schreibe Loukas, den Moppedhändler über Facebook an – er antwortet zwei Minuten später, ich solle kommen…

Loukas stöbert in Schubladen, liest Listen, durchkramt so Displayständer um nach Bremsbelägen zu suchen. Meine Iris erfasst Markennamen die ich, nach 35 Jahren in der Automobil-Zulieferindustrie, noch nie gehört habe! Ich frage nicht nach „Made in…“
Der junge Mann ist sichtlich stolz, als er tatsächlich vordere UND hintere Beläge für meine GS herauskramt. Ich bitte ihn, dies doch gleich einzubauen, den Auftrag hat er sich verdient!



Zunächst dachte ich, EBC Beläge in Brembo Sättel einzubauen ist wie Aldi Tütensuppe aus Villeroy & Boch Porzellan zu löffeln – aber vielleicht irre ich, im Internet tritt EBC jedenfalls selbstbewusst auf. Heute kann ich sagen – die BMW bremst und ich lebe noch!
Die vorderen Beläge waren gut ausgenutzt 😉


Sehr schön, so mag ich das! Das Mopped geht wieder und durch die neuen Bremsbeläge erfahre ich ein ganz neues Anhalteerlebnis – so toll, dass ich, fast schon an der Eisdiele vorbeigefahren, noch rechtzeitig zum Stehen komme – ich gönne mir ein Speiseeis der Extraklasse!


Als ich am Heimweg an der Tankstelle vorbeifahre muss ich meine neuen Verzögerer noch einmal testen – was sehe ich im Augenwinkel???

Mein altes Kennzeichen hat den Weg an die „Wall of Fame“ gefunden, Familie Mavroudis sammelt die Kennzeichen aus aller Welt, welche bei diversen Einfuhren durch ihre Hände gingen. Ich habe meine Miesbacher Nummer gerne gestiftet.
Zurück in der Marina wurde ich beim passieren der DARKSYDE gestoppt – wie könne ich vorbeigehen, ohne einen Sundowner zu genießen? Ich seufze kurz, stimme aber zu – ein Ouzo plätschert in mein Glas, danach noch ein Bierchen…

Zum Abendessen war ich mit König Erwin, so nennt er sich selbst, verabredet. Nein, er leidet nicht unter Größenwahn, wenn man König mit Nachnamen heißt zieht man eben die viceversa Version der Namensnennung vor – ein bisschen verstehe ich das, würde ich Super mit Nachnamen heißen, würde ich ebenso handeln.

Der Alpenländler aus Österreich war ebenfalls ohne seine Gattin in der Marina, so lag es nahe, dass wir uns zusammen ein Bierchen nebst Burgerbegleitung genehmigt haben. Die Burger im „Persiana“ sind gut und günstig – außerdem war das Lokal das einzige, welches in der Woche vor dem orthodoxen Osterfest geöffnet war.

Der neue Tag begann herrlich, die Sonne kommt über den Berg an dem die Marina gebaut ist und wärmt die Luft recht rasch auf – wunderbar!

Ich genieße gerade meinen Kaffee – BING – eine Nachricht von Sibylle. Oh wie schön, sie denkt an mich. Der Inhalt ist selbsterklärend und macht klar warum…

Noch bevor ich antworten kann, bingt mein Telefon ein zweites Mal – was ist denn heute los? Ihre Majestät genießt den Morgen scheinbar auch und sendet mir die königlichen Empfindungen.

Ich denke mir, dass Erwins Nachricht eigentlich die ideale Antwort für Sibylle ist und leite sie weiter. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Ich glaube, meine Gattin hatte zu dieser Zeit die Schnauze voll. Nein, wo denkt ihr hin – nicht von mir! Vom eisigen Deutschland! 😉
Das Telefon bingt ein drittes Mal, ich überlege es zu versenken. Ich erhalte eine Nachricht von Seglern aus Berlin. Ich solle doch bitte nachsehen, ob die Marina, wie beauftragt, eine „Holzleiter mit 11 Sprossen“ an ihr Schiff gelehnt hätte. Hat sie natürlich nicht!
Noch während ich überlege, wie die Geschichte wohl endet wenn eine Leiter mit 12 Sprossen dort stehen würde, greife ich nach der begehrten Aufstiegshilfe…

…und schleife das schwere, elfsprossige Trum an das Schiff der Segelfreunde. Habe ich schon erzählt, dass ich Karmapunkte sammle?

Es wird Zeit, sich den eigenen Aufgaben zu widmen. Es sind noch die zwei Winschen für die Fockschoten zu reinigen und schmieren. Das will ich fertig machen bevor Sibylle morgen früh ankommt.

Die Rückreise hat für meine bessere Hälfte bereits begonnen. Wieder kommt sie in der Hauptstadt Hellas´ an, diesmal setzt sie die Reise aber mit der Nachtfähre fort. Ihre Ankunft auf Leros ist daher für 08.00 Uhr morgens in Lakki geplant. Wir wollen dann zusammen frühstücken gehen und uns erst einmal austauschen um langsam in den Tag zu starten – aber bis dahin sind es ja noch ein paar Stunden hin…
Während ich die Winschen präpariere, erreicht mich ein Bild und die Info, dass Sibylle gut in Athen gelandet ist.

Die Gute! Sie ist also wohlbehalten angekommen und muss jetzt mit dem Bus vom Flughafen nach Piräus zum Fährhafen fahren.
Ich dagegen beende mein Tagwerk und möchte meinen letzten Tag als Strohwitwer gebührend ausklingen lassen. Ich habe Einiges geschafft und es sieht aus, als würde ich die Phase überleben können!
Zum letzten Mal DREI Kugeln Eis – es beginnt wieder die „Zweikugelzeit“.

Ich nutze die Gelegenheit um Funda und Burim, die inzwischen zurück waren, ein paar Pillen aus der Apotheke mitzubringen. Die Beiden haben sich bei ihrer Rückkehr aus Thailand irgendwas eingefangen und liegen seither mit Grippesymptomen flach. Kopf hoch, wird schon wieder!
Zum letzten Mal Singleküche – essen ohne Gemüse!

Ich kaufe mir 1kg Garnelen und brutzle die in Knoblauchöl. Zusammen mit Tortellini und einem Käse-Tomatensugo ein Gericht das glücklich macht. Dass ich das Abspülen danach irgendwie nicht leiden kann, hatte ich bereits erwähnt!
Ich höre ein Böllern, ein Knallen, ein Zischen und Pfeifen – unverkennbar ein Feuerwerk! Es ist der orthodoxe Karfreitag, leider verpasst Sibylle wie auch schon letztes Jahr, das imposante Schauspiel in Lakki.
Ich gehe nach draußen und habe quasi einen Logenplatz!



Zufrieden und durchgefroren gehe ich ins Schiff zurück. Ok, ich weiß, dass das Feuerwerk nicht mir galt, aber dennoch war es ein gelungener Ausklang meiner Phase „without her“ – ihr erinnert euch sicher an die Headline dieses Monatsberichtes.
Ab morgen weht ein anderer Wind, Sibylle kehrt zurück – ab morgen beginnt die „with her“ Phase des Monats April!
Zum dritten Mal in diesem Monat schellt der Wecker – inakzeptabel! Das muss sich wieder ändern. Schlaftrunken taumle ich aus meiner Koje und brühe mir einen Kaffee auf – so wird´s…

Gott sei Dank gibt es die moderne Technologie. Ich bemühe also „Marine Traffic“ um zu sehen, ob die Fähre schon nach Lakki eingebogen ist, naja, zumindest um zu sehen ob sie im Zeitplan unterwegs ist.

Ein witziges Bild wie ich finde. man sieht NESSAJA, da sitze ich gerade und schlürfe meinen Kaffee – und man sieht die BLUESTAR II, auf der wird Sibylle gerade Zähne putzen oder so…
Ich erlaube mir noch einmal Thilos altgedienten Caddy auszuborgen, fahre entlang der Riva von Lakki zum Fähranleger und sehe den Zubringer schon in der Bucht.

Während der blau-weiße Riese sein Anlegemanöver fährt, sehe ich mich etwas um und entdecke die UCKERMARK, ein Schiff der Bundespolizei am Kai. Frontex hat immer Schiffe in Lakki stationiert um die Seegrenze zur Türkei zu überwachen, Flüchtlingsbewegungen sind alltäglich. Leros ist ja ein sogenannter „Hot-Spot“ – das Thema ist hier noch allgegenwärtig. Ein paar Tage später bekommt die UCKERMARK Gesellschaft, ein zweites deutsches Frontex Schiff ist jetzt temporär hier in Lakki stationiert.

Zwischenzeitlich hat der stählerne Riese angelegt und seinen Schlund geöffnet, das wuselige Procedere von Be- und Entladen beginnt.
Schon Sekunden später verlässt die langersehnte Gattin den Zubringer und setzt ihre Füße wieder auf Lerosboden – daheim!


Natürlich gibt es ein Begrüßungsbussi – aber der erste Satz der über ihre Lippen kommt lautet – „…ich habe Hunger!“
Für den Bruchteil einer Sekunde erinnere ich mich an Dinger die Tamagotchi oder so hießen und stetig gefüttert werden wollten. Aber da mir der Befehl der Angetrauten ja irgendwie auch Wunsch ist, lade ich die bleischwere Tasche in den Lastencaddy und entführe Sibylle in Mariettas „Μπακάλικο με τσίπουρο“ zu einem feudalen Frühstück!
NOCH bin ich der Herr der Moneten, noch halte ich die Haushaltskasse in den Händen…

Das jedoch sollte sich rasch ändern! Noch bevor die Tasche ausgepackt wurde und zwei Menschen über Stunden verzweifelt versuchen neu erworbenes Haushaltsgut in Fächer zu verstauen – vorher also, stand die Übergabe der gerade erwähnten Haushaltskasse an!
Meine Buchführung wurde akribisch geprüft – hat er etwa schon wieder DREI Kugeln Eis gehabt??? DAS leugne ich natürlich vehement – und verschweige dabei, dass die dritte Kugel in meiner Buchführung nicht auftaucht, weil ich sie aus MEINER Schmukasse bezahlt habe 😉

Spaß beiseite, tatsächlich tracken wir unsere Ausgaben mit einer Haushaltsapp um ein bisschen Kontrolle über Ein- und Ausgänge zu haben. Das macht Sinn und hat sich bewährt – insofern war es nötig, dass Sibylle meine Ausgaben während ihrer Abwesenheit erfasst.
Dann aber – wir verräumen den Inhalt der Tasche! Mir wird klar, ich muss Stauräume schaffen, Regalbretter kaufen. Heute weiß ich – das wird sich bis in den Mai ziehen.
So vergeht der Tag, wir erzählen uns Geschichten aus den vergangenen Tagen und updaten uns ein wenig. Zu guter Letzt treffen wir uns auf Marcus´ DARKSYDE zu einem Absacker – es ist Ostern in Griechenland!


Am nächsten Tag sitzen Sibylle und ich am Frühstückstisch – wir frühstücken schmal, es gibt nur ein Marmeladetoast zum Kaffee. Warum das? Wir sind bei griechischen Freunden, wie schon im Jahr davor, zum Osterfest geladen. Das artet gerne in eine Art „Großes Fressen“ aus und wir wollen vorbereitet sein.
Während wir also unser Toast knuspern, erreicht mich ein Bild von Giorgos…

Ok, erst das Toast runterschlucken, mit Kaffee nachspülen und dann das Bild genauer ansehen – ah, es gibt die typischen Osterspeisen, wir kennen das ja schon.
Am Grill dreht sich immer ein Osterlamm oder alternativ ein Zicklein. Es gibt dazu immer einen Spieß Kokoreç – was ist das???
Wikipedia sagt dazu – „Kokoreç ist eine griechisch-türkische Spezialität und besteht aus kleingeschnittenen, gegrillten bzw. gebratenen Lamm-Därmen. In der Türkei wird es sowohl als Imbiss im Baguette als auch auf dem Teller mit Beilagen serviert als Hauptmahlzeit gegessen. Auch in den Ländern der Balkanhalbinsel ist es verbreitet…“
Mahlzeit!
Wir erledigen unseren Haushalt und bereiten uns auf die Feierlichkeiten vor – mittags brechen wir zum Haus der Freunde auf.

An der Garage angekommen, hören wir schon das Gefidel der typischen Musik, der Geruch des Grills dringt zu uns und die Gastgeber schreien zu uns runter – man heißt uns willkommen. DAS ist Griechenland!!!


Wir gehen die Auffahrt hoch, am Grill vorbei, in den wunderschönen Garten wo man die Tische und Bänke aufgestellt hat. Die Feier ist irgendwie in vollem Gange.
Die ganze Familie ist da, Großeltern, Eltern, Kinder, Tanten und Onkels, Cousins und Cousinen – die Gästeschar rotiert, man kommt und geht. Es kommen Freunde, kurzer Smalltalk, ein herzliches χρονια πολλα, chronia polla, das bedeutet wörtlich „viele Wiederholungen“ (des Tages) – und man verwendet diese Redewendung bei nahezu allen Feierlichkeiten.
Formeller sagt man Καλό Πάσχα, Kalo Pascha, es liegt auf der Hand, so wünscht man sich frohe Ostern.
Das war´s mit unserem Griechisch! Alles Weitere geht mit Händen und Füßen oder mit Hilfe der Übersetzungen von Giorgos und Katerina. Diesmal haben wir Glück und Bäcker Karanikolas ist mit seiner Frau zugegen. Katerina Karanikolas war viele Jahre in Australien und spricht sehr gut Englisch – sie baut uns sehr clever in die Kommunikationen am Tisch ein.



Die Beilagen und Salate stehen in der Tischmitte und werden herumgereicht. Man greift einfach zu. Der Griller, abermals der Schwager, schneidet mit einem scharfen Messer Fleischfransen vom Grillgut welche auf einem Teller drapiert werden – dieser geht ebenfalls reihum.
Spontane Gäste gehen zum Grill, greifen nach dem rasierklingenscharfen Messer und schneiden sich ein mundgerechtes Stück vom rotierenden Lamm. Es ist anders als Grillen in Deutschland, ausgelassener, entspannter, lauter, bewegter – selten bis nie sitzen alle Personen am Tisch und essen einfach.


Wer isst bekommt Durscht – klar, dass es bei einer solchen Festivität nicht nur Wasser ohne Kohlensäure zu trinken gibt. Alkoholika aller Art kommen auf den Tisch, es wird stetig nachgeschenkt, vor einem Wetttrinken mit der Großmutter wird ausdrücklich gewarnt!
Ich bin das von Geschäftsreisen gewohnt und weiß mir zu helfen – muss ich auch, wir sind mit dem Motorrad da. Sibylle dagegen ist den Alkoholattacken der Griechinnen schutzlos ausgeliefert, dies führt dazu, dass sich meine Frau in fortgeschrittener Feierlaune den Tanzavancen der Gastgeberinnen nicht mehr erwehren kann.


Zur Bildunterschrift eine kurze Erklärung – obwohl die Sibyllen ja aus der griechischen Mythologie stammen, ist Sibylles Name hier schwer auszusprechen. Die Griechen sagen gerne „Sevilli“ zu Sibylle, das bürgert sich langsam ein. Wir merken oft, dass sich da in über Jahrhunderte währender Übertragung Verzerrungen ergeben haben – ein Beispiel nur – den Göttervater Zeus kennt hier niemand. Wenn man aber „Se-us“ ausspricht weiß jeder Bescheid – Sprachen, verrückt…
Solche Feiern beginnen mittags mit offenem Ende. Am späten Nachmittag wird es dann oft familiärer, durch den Alkoholpegel werden Übersetzungen schwieriger. Mit etwas Einfühlungsvermögen merkt man das gut und kann sich zurückziehen und verabschieden. Das machen wir gegen 16.00 Uhr. Erschöpft und vollgefressen fahren wir heim, aber auch um ein Erlebnis reicher.
Wir legen uns auf die Couch, schauen ein bisschen Video und gehen ohne Abendessen zeitig ins Bett…
Am nächsten Morgen meint Sevilli ihren Leib ertüchtigen zu müssen. Nach so einem Gelage täte es gut, wenn man etwas wandert. Ich höre das böse Wort und ziehe mir die Bettdecke über den Kopf – ich bin nicht da! Pech für mich – Sibylles Wandertouren beginnen fast immer mit der Bitte um eine Zubringerfahrt auf meiner GS. Weil ich ein guter Gatte bin und an mein Karmapunktekonto denke, erfülle ich den Wunsch.

Das Coole am heutigen Wandertag – Sibylle wird von Marcus´ Familie begleitet und Marcus ist Experte für gute Ideen und etwas Schwung im Leben! Es erreicht mich also eine Nachricht am Mobile „Heute Nachmittag einen Drink in Panteli?“
Ich zögere nicht lange und sage zu – etwas später finde ich mich also am Lieblingsstrand wieder.



Ihr merkt schon, seit Sibylle da ist, gibt es weniger Reparaturgeschichten – der Schein trügt nicht. Mehr Social-Life, weniger Zuwendung für NESSAJA, das ist prinzipiell gut, hat aber einen Haken, wenn die Liste noch einige abzuarbeitende Punkte aufweist.
Na egal, das bekomme ich schon hin! Der heutige Abend war jedenfalls für eine Audienz beim König geblockt. Wenn Eure Majestät ruft, fällt einem das Werkzeug aus der Hand.
Mit dem Freund der den royalen Nachnamen trägt, gehen wir ins „La Nostra“ um eine Pizza zu verspeisen. Erwin reist am nächsten Tag ab. Er plant eine Atlantiküberquerung mit einem Freund.

Am Heimweg grüble ich noch darüber, ob es mir nur so vorkommt, oder ob wirklich ALLE außer mir eine Oceanüberquerung planen. Da reißt mich Marcus´ Stimme aus den Gedanken – kommt rein, es gibt nen Ouzo als Absacker!
Ok, das bringt mich auf andere Gedanken…

Wir sitzen auf dem gemütlichen Katamaran und schlürfen unsere Absacker und ich spüre ein Jucken an den Extremitäten – ja, auch die Schnakenzeit beginnt wieder!
Es ist hier nicht so schlimm wie in den Tropen, ich würde sagen kaum schlimmer als in Deutschland, aber durch die Tatsache, dass man immer in kurzen Hosen draußen sitzt, können einen die Biester leichter zusetzen.
Die Spuren zeigen sich sehr deutlich am nächsten Tag!


Die FINI kommt von einer Probefahrt zurück. Angelglück war Thomas nicht beschieden, aber die Systeme scheinen zu funktionieren. Der Tag des Abschieds naht, die FINI wird Leros verlassen um die Saison in der Türkei zu verbringen – nächstes Winterlager in Mirtilini auf Lesbos.

Während ich mit Sibylle eine Marinarunde drehe, erreicht mich ein Anruf – Alistair, der Eigner von MONEYPENNY, NESSAJAs Schwesterschiff, meldet sich. Er hätte größte Probleme, sein 230 Volt FI ist defekt, das Teil ist nicht mehr zu beziehen und im Ort könne niemand bei einer Umbaulösung helfen.
Ich hätte gerne sein Gesicht gesehen, als ich am Telefon lapidar erkläre, dass ich umgebaut habe, ihm sagen könne welche Teile er braucht und wo er die bekommt – das alles brauche es aber nicht, denn ich habe noch einen dieser begehrten Schalter, ladenneu!!!
Während der Waliser Hüne sich auf den Weg zu mir macht, überlege ich, den Schalter in Gold aufwiegen zu lassen – seine Idee ihn gegen eine Flasche Jacky zu tauschen findet aber auch Gefallen…

Durch seine Huldigungen beflügelt, überlege ich, was ich an diesem Tag anpacken könnte – just in diesem Augenblick höre ich Sibylle rufen, „…ich muss Basilikum kaufen, fährst Du mich hin?“ OK!
Ich tuckere mit der Gattin am Soziussitz zum Pflanzenhandel. Dort treffen wir Sandra, auch sie richtet den Garten, die Damen fachsimpeln über Kräuter und allerlei Gesträuch. Ich sehe meine Arbeitspläne schwinden.

Weil´s eh egal ist, kostet es Sibylle auch keine Mühe, mich zu einem „Ausfährtle“ zu überreden. Sie möchte mal wieder nach Panteli, das „Sorbet“ hat schließlich wieder offen – das Schlotzeis hätten wir uns verdient! Ach, echt???

Weil wir schon da sind, genießen wir ein wenig den Flair des noch ruhigen Örtchens. Hier werden in ein paar Wochen Liegen stehen und sich eingeölte Körper in der Sonne aalen..

So verbummeln wir den Tag ohne schöpferisch tätig gewesen zu sein. Die To-Do Liste bleibt so lang wie am Vortag. Diesen leicht deprimierenden Gedanken vergesse ich beim Dinner im „Kakomoiras“, der Taverne, die durch die Hintertüre in die Top-Five unserer Food-Empfehlungen getreten ist.

Das Lokal bietet erstklassige Meze und ist innen wie außen sehr liebevoll gestaltet. Man sitzt super und es ist gemütlich, auf der Terrasse hat man einen herrlichen Ausblick. Wir empfehlen diese Taverne ausdrücklich!
Bei einem Toilettenbesuch entdecke ich diese kleinen, feinen Details – das mag ich gerne!


Der neue Tag beginnt mit einem Frühstück an Bord. Ich genieße mein Käffchen und werde wach, was wird der Tag bringen? HEUTE werde ich etwas anpacken…


Sibylle dagegen beschäftigt sich mit iPhone und WhatsApp – eine Geißel aus meiner Sicht. Mein durchaus ernst gemeinter Vorschlag, das Mobilgerät doch nur an jedem zweiten Tag zu nutzen, wird mit entgeisterter Mine abgelehnt!
Bevor die Stimmung kippt, gehe ich zum Schreiner um die Ecke und erwerbe zwei Regalbretter welche er mir auch gleich zuschneidet. Ich hatte ja schon erwähnt, der durch den Batterieumbau gewonnene Kasten wird zu Stauraum für Lebensmittel und Küchenutensilien umgebaut.

Das war also erledigt! Da die Bretter aber noch gestrichen werden mussten, sollte mein Tagwerk anders aussehen – ich wollte und musste mein Dinghy von Bewuchs befreien! Da der Nachbar gerade an Land stand, war es die ideale Gelegenheit den freien Raum zu nutzen…

Wenn wir schon mit Wasser hantieren, greift auch Sibylle zum Schlauch und schrubbt das Deck. Die Tanks werden auch noch gefüllt – wenn schon, denn schon!

Da „Dinghy waschen“ leider kein Punkt auf meiner Liste ist, beschließe ich die beiden Punkte „Beschriftung anbringen“ und „Hebeketten anpassen“ bis zum Tagesende erledigt zu haben und diese dann auch streichen zu können.
Also auf ans Werk!


Am Abend war das vorgenommene Tagwerk jedoch geschafft und die Arbeiten rund um´s Beiboot fast erledigt – fast deshalb, weil ich noch einen Schäkel kaufen muss. Das wäre morgen noch rasch zu erledigen.
Ich war zufrieden und konnte dem Ruf der österreichischen Crew der FINI zum Sundowner folgen. Heute war der letzte Abend von Irene und Thomas, wir wollten nach dem Sundowner noch zusammen zu Abend essen.
Treffpunkt 17.00 Uhr am Marinastrand, jeder bringt was mit! Oooops, das habe ich vergessen – so kommen Sibylle und ich mit leeren Händen. Dies fiel aber nicht ins Gewicht, da Thomas ohnehin beabsichtigt hatte, mir eine Flasche Ouzo für den Verkauf seines Schlauchbootes zu spendieren. Sehr gut! Dankeschön! Diese Spirituose bringe ich sofort in den Fundus ein…



So saßen wir zusammen, ließen den Winter noch einmal Revue passieren und hielten Klönschnack bis der Tag ein Ende nahm und die Sonne hinter dem Hügel verschwand. Ein herrlicher Ausklang, morgen würde die FINI die Leros Marina Evros verlassen.


Wir gehen zurück zur Marina, es fällt uns auf, dass die Natur auch „gleich um´s Eck“ wunderschöne Seiten hat. Unsere Marina, unser Zuhause, ist schön gelegen und Leros ist um diese Jahreszeit noch grün.

Wir halten uns nicht lange auf, wollten wir doch noch zusammen zu Abend essen. Unsere Wahl fiel abermals auf die kleine, unscheinbare Taverne „Gia Sena“ am Ortsrand von Lakki.
Hier wollten wir immer mal herkommen, haben es aber lang nicht geschafft. Diesen Monat waren wir gleich zweimal…

Das von außen unscheinbare und, offen gesagt, wenig einladende Restaurant ist nur wenig besucht. Wir wollten uns ein eigenes Bild machen und haben uns einmal quer durch die Karte bestellt.
Maria nimmt erst die Bestellung entgegen, das macht Spaß weil sie nullkommanull Englisch spricht und unser Griechisch nicht ausreicht. Dann bindet sie sich die Schürze um und kocht, während ihr Gatte das Bier zapft oder den verbeulten Aluhumpen mit Hauswein füllt.
Während man wartet und mit den Freunden oder den Griechen am Nebentisch über die Weltpolitik diskutiert, kann man die reichlich vorhandenen Katzen streicheln oder sie eben ignorieren.

Das Essen war gut und supergünstig! Eine echte Alternative zu Pizza und Giros – und dabei „richtige“ griechische Küche. Wir empfehlen das „Gia Sena“, wenn man nicht unbedingt das Fancy-Ambiente braucht.
Der nächste Morgen begann mit einem Schock für Sibylle – ich packe das Lieblingswerkzeug aus, mache kurzen Prozess und zwei medizinische Schnitte – erledige so den letzten Handgriff für meine Hebeketten. Kette kürzen, Schäkel anbringen, fertig!



Zu dieser Zeit begann eine Phase des ganz normalen Wahnsinns. Ich hatte bereits letztes Jahr zwei Freunden zugesagt, bei Reparaturen zu Saisonbeginn zu helfen. Zudem hatte ich ja den Katamaran von Ray über den Winter ein wenig unter Beobachtung – auch hier hat sich eine kleine Arbeitsliste angestaut.
Dazu kam, dass sich meine Hilfestellungen mehr und mehr rumsprechen, es kam also noch ein bisschen „Kleinkram“ dazu. Ich wollte das weghaben – also, in die Hände gespuckt und los…

Ich beginne mit dem Dorn in meinem Fleisch – dem Generator des Eidgenossen. Eine letzte Diagnostik, ich finde einen weiteren durchgescheuerten Schlauch, welcher aber unter dem Aggregat durchführt. Das ist widerrum so schwer, dass ich es alleine nichtmal „lupfen“ kann. Ich stoppe das, rufe den Schiffseigner an und erkläre, dass ich gerne helfe, aber nur wenn wir das Ding ausbauen und komplett revidieren – SO kann man nicht arbeiten!
Das wird also eine Arbeit für den kommenden Winter – der Eigner akzeptiert.
Danach begrüße ich Ray, den Niederländer der mehr ein Waliser ist. Er ist der Eigner des beaufsichtigten Katamarans und gestern angekommen. Ich beginne, den im Winter für ihn beschafften Plotter einzubauen.

Der „Flying Dutchman“ lädt zu einem Tässchen Kaffee, welches ich auch gerne annehme. Leider hat er keine Milch an Bord und DAS geht nun gar nicht! Ich eile also zu NESSAJA um ein Portiönchen Milch zu holen – doch wie transportiere ich die Kleinstmenge???


Der Koffeinschub lässt mich flott vorankommen und den Plotter bald mit dem Adapterrahmen verschraubt haben, alles passt perfekt!

Ich baue das rund 4.000.-€ teure Gerät noch ein, auch hier passt alles wie geplant. Ich wähne mich nur noch ein paar Momente von der Fertigstellung des Arbeitspaketes entfernt…

Leider lässt sich das Gerät nicht einschalten. Wir vertagen die Fehlersuche auf morgen, denn heute haben Sibylle und ich eine Einladung zum Dinner.
Nachbarn an unserem Steg, auch aus der Schweiz stammend, waren auch recht froh ihr Schiff den ganzen Winter über „bewacht“ zu wissen. Wir waren daher heute ins „Pirofani“ am Strand von Panteli geladen, eine Einladung die wir gerne annahmen.
Leider war ein Hindernis zu überwinden – die Parktrottel sind wieder in der Marina…

Ich parke immer da – Sommer wie Winter, wenn es regnet oder wenn die Sonne bleckt. Auch wenn ich Einkäufe transportiere. Ich fahre überhaupt NUR zum Wassertransport und zu Reparaturzwecken auf den Kai. Aus Sicherheitsgründen und aus Rücksicht – ich bin der Meinung motorrisierte Fahrzeuge haben da nichts verloren.
Das bringt mir manchmal Vorteile, ab und an auch Nachteile, die ich aber in Kauf nehme. Ich gebe zu, daraus leite ich ein gewisses Gewohnheitsrecht ab und kann es daher GAR NICHT verstehen warum jemand auf einem Gelände dessen Größe man am besten in Hektar ausdrückt, EXAKT hinter meinem Mopped parken muss.
Na egal, die Situation ließ sich lösen und ich bin sicher, dass dieser Angelsachse mich nicht mehr zuparkt.


Wir hatten einen sehr netten und spaßigen Abend mit der ALADIN Crew. Das Essen war vorzüglich, der Wein ein Gedicht! Wir danken noch einmal sehr herzlich für diese Geste. Es wurde ein langer Abend.
Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass eine ebensolche Flasche Wein zwei Tage später den Besitzer Richtung ALADIN gewechselt hat – Martin hat mir mit seinem Tauchgerät den Propeller gereinigt – VIELEN DANK dafür!
Bereits am frühen Morgen des Folgetage wurde mir eine weitere, ebenso noble Geste zuteil. Es waren wieder Waliser die sich mit zwei! Flaschen Gin für diverse Kontrollblicke bedankten, die wir ihrer INFINITÉ BLUE angedeihen ließen, man hätte sich über die Bilder sehr gefreut.

Wir bedanken uns artig und stellen die edlen Tropfen in unsere inzwischen recht ansehnliche Bar. Die Gin-Tonic für 2023 sind gesichert!
Während ich das so denke, klopft es am Schiff. Richard aus Schottland steht vor der Türe mit einer schwarzen Plastiktüte von der Sorte, in der man nur Pornoheftchen oder eben Alkohol verpackt – zum Glück war es Alkohol 😉 – auch für ihn habe ich einen kurzen Handgriff an der Elektrik machen müssen, weil er zuhause bemerkt hatte, dass seine Solarzellen nicht laden.
Auch hier bedanke ich mich artig, frage mich aber im Stillen, ob ich wie ein Alkoholiker aussehe…

Sibylle mahnt an, auch etwas an NESSAJA zu tun, ich würde das aus den Augen verlieren. Nun, ganz unrecht hat sie nicht, ich folge also und streiche mit ihr die neuen Regalbrettchen.

Danach drängt es mich aber zur RISE´N SHINE, ich will den Fehler am Plotter finden. Wie zu erwarten war es nur eine Kleinigkeit, ich musste aber den Plotter noch einmal ausbauen, sehr schade, zudem musste der Kühlschrank demontiert werden um die defekte Sicherung zu erreichen – nicht sehr clever von Fountaine Pajot.

Egal, zwei Stunden später war es geschafft, der Plotter funktionierte und ich konnte Ray bitten, eine Funktionsprüfung und ein erstes Setup zu machen.
Alles hat geklappt und wir konnten final prüfen ob die Navigation tut, ich gehe also zu NESSAJA und checke ob der Kat ein AIS Signal sendet…

Ich schließe meinen Teil der Arbeit auf dem Katamaran ab und verabschiede mich höflich. Ich konnte nicht ahnen, dass dieses Schiff noch einmal auf meiner April-Worklist aufploppen würde!
Unser Schwesterschiff, eine der raren Dufour 43CC verabschiedet sich! Die MONEYPENNY mit Judith und Alistair an Bord läuft aus, um griechische Gewässer unsicher zu machen. Im Herbst kehren sie zurück, wir werden uns wiedersehen.

Am Nachmittag sind wir zu einer weiteren Überwinterungscrew zum Kaffee geladen. Unsere Freunde Thomas und Paola von der SIMPLY FREE liegen am Stadtkai in Lakki und werden dann morgen aufbrechen. Ihr Liegeplatzvertrag ist ausgelaufen, auch sie werden erst im Herbst zurückkehren.

Wir trinken Kaffee, ratschen über Dies und Das, ein Thema ist natürlich auch die Ummeldung unserer Fahrzeuge. Thomas war mir ein halbes Jahr voraus, wir haben unterschiedliche Wege gewählt, aber beide das gleiche Ziel erreicht.
Wir beteuern uns gegenseiteig, dass wir wohl richtig gehandelt haben, auch wenn es ein paar Mark gekostet hat und dieses Thema doch auf Leros, zumindest seit wir seit wir hier sind, NOCH NIE kontrolliert wurde.
Was wir beide nicht ahnen ist, dass Thomas mir nur zwei Stunden später eine Message schicken würde…

Kurz nach unserer Heimfahrt kam wohl die Polizei und hat Fahrzeuge mit ausländischen Nummern kontrolliert. Dabei wurden auch zwei Fahrzeuge konfisziert und die Besitzer erwarten hohe Strafen weil sie die sechs Monate maximale Aufenthaltsdauer mehr als deutlich überschritten hatten. Der rote Fiat wurde notiert.
Ob es etwas damit zu tun hat, dass ein italienischer Expat vor ein paar Tagen in Facebook öffentlich die Polizei der Untätigkeit und Unfähigkeit bezichtigt hat, weil sie bei einem Verkehrsunfall nicht „hart durchgegriffen“ hat? Ich weiß es nicht! Aber auch das gehört eben zum vorschriftsmäßigen Polizeidienst. Habe ich in diesem Monatsbericht schon erwähnt, dass der Teufel ein Eichhörnchen ist??? Thomas und ich WISSEN nun, dass wir alles richtig gemacht haben.
Wir sind zurück am Schiff und Marcus kommt an Bord – er sieht mich mit mitleidiger Mine an und drückt mir etwas in die Hand „…ein Geschenk, Du brauchst das!“ murmelt er. An der Kaimauer steht Susanne und grinst.
Ich sehe mir „das Geschenk“ genauer an – und muss laut lachen!

Die Freunde aus Sibylles Heimat biegen sich vor Lachen. Sie hätten das Gedränge und die Huldigungen sowie die Schnapsgaben vor unserem Schiff beobachtet, ich müsse das steuern. Die Schilder mögen uns dabei helfen!
Ich montiere die Dinger sofort! Sibylle schämt sich…
Der nächste Morgen bricht an! Es verspricht ein spannender Tag zu werden. Sibylles Freundin und Ex-Kollegin Kathrin hat angerufen und uns wissen lassen, dass sie und Axel in Kos verweilen würden und uns gerne treffen würden. Man käme gerne zu uns!
Leider war es in dieser Woche nicht möglich Kos-Leros an einem Tag zu machen. Umgekehrt, Leros-Kos, war möglich!

Ich drehe also mein neues Schild auf „CLOSED“, wir packen unser Tagesgepäck und machen uns auf den Weg. Der Plan ist, diesmal auf öffentliche Verkehrsmittel zu setzen – wir gehen also zur Bushaltestelle und warten auf den Inselbus.

Der kommt pünktlich wie die (deutschen) Maurer und wir kaufen ein Pauschalticket für 2.-€ pro Person. Dann setzt sich das Vehikel in Bewegung, aus den Lautsprechern tönt das Gefidel der hiesigen Musiker – ich liebe solche Fahrten!


In Agia Marina haben wir eine Stunde Aufenthalt bis die Fähre kommt, die verbringen wir natürlich im „Το Παραδοσιακο“ und bestellen uns eine kleine Sünde – mir war es wurscht, weil Kalorien heute keine Rolle spielen, Sibylle war es wurscht, weil Geld heute keine Rolle spielt!
Unterschiedlicher Blickwinkel – gleiches Ergebnis 😉


Wir mampfen unsere Teller auf, freuen uns über den schönen Beginn dieses Tages, der verspricht ein guter zu werden. Etwas später kommt unsere Fähre, just in time!


Der Tag war trist, das war Pech. Alle anderen Tage der Woche hatten prächtiges Wetter, heute war es grau in grau – aber egal, das soll dem Spaß keinen Abbruch tun.
Wir finden einen guten Platz und legten rund 90 Minuten später in Kos an, natürlich wartete das Empfangskomitee mit Fotoapparaten!

Kurzes Palaver am Hafen, dann natürlich sofort der Wunsch sich irgendwo hinzusetzen und sich auszutauschen. Wir gingen Richtung Innenstadt und hörten auf einmal „…Sibylle, Mario, Halloooo!“

Denise und Adrian sind ein junges deutsches Paar welches mit uns in der Evros Marina überwintert hat. Wir haben uns gut verstanden. Sie hatten sich vor einigen Wochen schon verabschiedet, auch um auf Kalymnos, der berühmten Insel der Kletterer, diesem Sport nachzugehen.
Was ein Zufall sie hier zu treffen – ich mag Kos! Um dieser Aussage Nachdruck zu verleihen muss ich nur ein paar Schritte zurück gehen…

Auch hier Palaver, aber nach 20 Minuten wollten wir weiter, um mit den Freunden aus dem bayrischen Oberland alleine quatschen zu können. Wir hoffen, Denise und Adrian noch einmal zu sehen.
Wir gehen ins „Pic Nic“. Von außen nix Besonderes – und auch sonst nicht! Ich hätte gerne das Café der Marina vorgeschlagen, einfach weil das Ambiente stimmt und wir vielleicht die, nach eigenen Aussagen „…beste Bedienung der Welt“ wiedergetroffen hätten. Aber mein Mechanikerfreund Marios aus unserer Marina hat so vom „Pic Nic“ geschwärmt – naja, da waren wir anderer Meinung…

Hier haben wir uns erstmal fast zwei Stunden verquatscht und über Gott und die Welt gesprochen. News aus Deutschland erfahren, ein wenig unsere Bedenken und Zweifel an der derzeitigen Entwicklung ausgetauscht, aber auch von unserer Situation in Griechenland berichtet.
Besonders Axel war sehr interessiert an unserer Lebenssituation, er sei auch schon einmal gesegelt, er stellte viele Fragen. Das hat mich so außerordentlich gefreut, dass ich die Beiden eingeladen habe, ein paar Segeltage mit uns zu verbringen – mal sehen ob was draus wird.
Nach dem Begleichen der Rechnung sind wir einmal quer durch die Stadt marschiert, haben uns die Beine vertreten und ein bisschen Sightseeing genossen.

Premiere! Kaum hatten wir das Café verlassen war irgendwie schon Dinnerzeit. Na sei´s drum, dann machen wir uns eben auf in die Taverne, ein wenig Hunger hatten wir alle.
Diesmal war es soweit – ich hatte einen Tisch in Ali´s Restaurant reserviert, der Mehrheitsmeinung nach eines der besten Lokale im touristischen Kos – und ein Paradies für Meze-Lover wie mich! Viele Anläufe hatte ich schon gemacht – heute klappt es…



Wie soll ich es beschreiben? Nun, fangen wir so an – das beste Essen das ich auf der Touristeninsel Kos bisher hatte. Der Punkt geht an Ali. Umgekehrt verliert er einen Punkt, weil ich mir mehr türkischen Pfiff erwartet hätte.
Das Prägnanteste für mich war aber – und das jetzt wirklich ganz objektiv – wenn ich die Meze mit dem „To Steki“ oder dem „Tis Kakomoiras“ auf Leros vergleiche, wenn ich seine Grillgerichte denen vom „SouVLakki“ gegenüberstelle, dann verliert Ali aber gewaltig an Boden.
Der Preis war akzeptabel, aber auch hier schneidet Leros besser ab. Das hat heute aber alles keine Rolle gespielt. Wir haben gut gegessen, uns herrlich unterhalten und die Gesellschaft mehr als genossen!
Ich würde mich freuen, die Beiden an Bord begrüßen zu dürfen und in diesem Zug auch Leros zeigen zu können.

Dann war es für Sibylle und mich auch schon an der Zeit zum Fährhafen zu gehen. Die Rückreise treten wir mit der Bluestar-Linie an, diesmal mit der neu renovierten BLUESTAR PATMOS, wir sind gespannt.
Als wir am Hafen eintrafen legte der Riese schon an und öffnete seinen Schlund. Wir verabschieden uns von den Freunden und steigen zu…


Das Schiff war die Wucht! Sehr nobel und geschmackvoll renoviert. Wir fanden einen guten Platz und haben uns einen Ouzo als Absacker gegönnt. Vor uns lagen rund zwei Stunden Fährfahrt mit einem Zwischenstopp in Kalymnos.

Natürlich hat es uns Beiden die Augendeckel ein bisschen runtergedreht, das ist normal nach so einem Tag, zumal dann, wenn man über den Tageswechsel unterwegs ist – dennoch vergingen die zwei Stunden irgendwie und wir wurden nach 01.00 Uhr zum Aussteigen aufgerufen – kurz darauf gingen die Klappen auf…

Nachdem wir ja beschlossen hatten nur öffentlich zu fahren, gab es für uns an diesem Tag kein Taxi. Der kurze Weg Hafen – Marina ist unverhältnismäßig teuer und wir haben diesen daher heute tapfer zu Fuß zurückgelegt.
Wir hatten schon fast die Hälfte geschafft, als der blaue Riese immer noch be- und entladen wurde.

Um 02.00 Uhr fallen wir erschöpft ins Bett und schlafen sofort ein. Am nächsten Morgen schlafe sogar ich eine Stunde länger.
Der Tag beginnt langsam, wir frühstücken und danach kümmert sich jeder ein wenig um seine ureigenen Aufgaben. Sibylle läuft in den Ort um einzukaufen, ich widme mich der Übersetzung der neuen Leros-Webseite.
Der neuen WAS???
Ja, ich will nicht spoilern, aber soviel sei verraten – zwei Freundinnen haben sehr viel Mühe investiert um eine neue Leros Webseite aufzusetzen. Das Besondere, keine typische Touristenwebpage, sondern mehr eine herzliche Infoseite der Lerianer an ihre Gäste – egal ob Urlauber, Saisongast oder Expat.
Die Seite soll recht schnell in vielen Sprachen verfügbar sein und zudem hat man einen Qualitätsanspruch. So lag es nahe, die Muttersprachler im Dunstkreis anzusprechen. Für Deutsch fiel die Wahl auf mich – an offer you can´t refuse 😉 – zumal ich mit einer Party zum Launching der Webpage gelockt wurde!


Ich verbringe ein paar Stunden vor dem Rechner und investiere in meine griechischen Freunde. Das macht mir echt Freude und ich spüre, dass ich den Fuß jeden Tag ein Stückchen weiter in die Türe bekomme – daran liegt mir.
„SUNDOWNERTIME!“ – Marcus´ Ruf reißt mich aus den Gedanken. Die Musik ertönt am Steg und ich weiß, es wird Zeit mich einzufinden. Es wird der letzte Abend der DARKSYDE Crew, morgen zischen die Drei ab um den Sommer in der Ägäis zu verbringen – Wiedersehen ziemlich sicher, Zeitpunkt unbekannt!

Nach dem Zusammentreffen beschließen wir uns den Plänen der Familie anzuschließen und mit ihnen zusammen ins „Τής Κακομοίρας“ zu gehen – Abschiedsessen sozusagen – gut wie immer!


Sehr zufrieden, aber mit etwas Wehmut sacken wir in unser Bett. Diesmal ist der Abschied von der DARKSYDE für länger. Mit den Dreien verbindet uns eine Freundschaft die wir schätzen gelernt haben. Wir sehen uns wieder, habt einen schönen Sommer! Ich glaube ja, dass es August sein könnte… (nur für den Fall, dass ihr das lest) 😉
Es ist Sonntag der 30. April. Ich sitze beim Morgenkaffee und gratuliere meiner Ex-Kollegin zum Geburtstag. Ob wir uns jemals wiedersehen? Langsam merke ich, dass diese Zeit etwas nebulöser wird, jeder lebt sein Leben, die Zeit verwischt die Spuren – na mal sehen was 2023 bringt – in diesem Moment erhalte ich eine WhatsApp Message.
Es ist Ivan, der zweite Eigner der RISE´N SHINE, welche vor zwei Tagen ausgelaufen ist. Ein sehr netter Kerl in meinem Alter, der hier ist um mit seiner Gattin Urlaub zu machen. Er ruft um Hilfe – ein Motor ist tot, nix geht mehr!
Ich fahre mit dem Motorrad zu seiner Ankerbucht…

An Bord angekommen, werde ich von der ganzen Familie begrüßt – die Stimmung war so heiter wie sie eben sein kann, wenn einem ein technischer defekt den Urlaub zu versauen droht.
Ich ließ mir die Situation erklären und fing an zu suchen, Denken hat ebenfalls geholfen – ohne KI! Ich zog eine Sicherung von der Motorsteuerung…

Intuition, ein bisschen Logik und Erfahrung, aber auch Glück helfen – ich vertraue der visuellen Prüfung nicht! Ich fummle mir eine Brücke zurecht und bringe diese, mangels Ersatzsicherung, an.

Als ich die Brücke stecke, zuckt die Anzeige schon – wie erhofft sprang der Motor an, ließ sich abstellen und die Ankerwinsch ging auch wieder!
Man bedankte sich, gab eine Runde „High-Five“ aus und ließ mich wissen, „…you made our holidays!“
Ok, fühlt sich gut an – so leicht ist es ein Held zu werden!
Ob es damit zu tun hatte, dass auch beim Plotter eine Sicherung geflogen war? Ich weiß es nicht! Aber auch dieses Kabel konnten wir finden und das corpus delicti austauschen, auch dem Plotter wurde wieder Leben eingehaucht!

Nach einem Bier bringt Ivan mich zurück an Land. Er erklärt, dass es beleidigend wäre, würde ich nicht eine kleine Bezahlung annehmen – ok, das kann ich in diesem Fall tatsächlich. Aber ganz offen, die Freude der Familie war mir wesentlich mehr wert!
Wieder klingelt es in meiner Karmakasse!

Ich räume das Schiff auf und gehe noch ein bisschen mit Sibylle durch die Marina, außerdem habe ich im April schon zeitig begonnen den Blog zu schreiben um meine Arbeitsressourcen für Mai freizuhalten – der Mai wird neben dem Wonne- auch eine Art Hypermonat!

Ein Münchner im Himmel – warum fällt mir das immer ein wenn ich an Johannes denke? Weil er sein Manna so mag, die Biergärten der Heimat? Ich weiß es nicht!
Jedenfalls ist dieser Johannes seit zwei Tagen wieder in der Marina, er macht seine ALEXIA flott. Wir haben uns zum Monatsabschluss im „SouVLakki“ verabredet…


Wir bestellen reichlich und ich werde, als ich mein Essen bekomme, das Gefühl nicht los, dass es Anna und Niko besonders gut mit mir meinen, ich freu´ mich!

Es bleibt nicht beim Cola! Wir Drei trinken ein Bier und gönnen uns ein Fläschchen Ouzo. Wir haben viel Spaß, alleine schon deshalb, weil Johannes ein liebenswürdiger, verplanter Typ ist – die Tränen kullern uns über die Wangen, als wir ihm die Facebookgruppe „Einsame Seglerinnen über 55 suchen Skipper mit Schiff“ empfehlen.
Nur so am Rande – wenn ihr jemand wisst, bitte PN, ich leite es weiter 😉
So endet also unser April an einem relativ ruhigen Sonntag. Leider ist die Liste von NESSAJA immer noch nicht abgearbeitet, aber der Mai hat ja ein paar Tage.
Ausblick – Freunde kommen an! Die Crews der HARMONY, LIBERTÉ und JASPER werden im Mai ankommen. Wir erwarten Thilo zurück und ich hoffe so sehr, dass auch Werner wieder kommt. ALENA steht unter meiner besonderen Obhut – ich hüte dieses für mich besondere Schiff als wäre es meines. Sie wartet auf ihren Kapitän!!!
NESSAJA bekommt einen Gefrierschrank, eine neue Sprayhood und einen neuen Zahnriemen. Ich will, nein, ich muss die für eine Ausfahrt wichtigen Punkte wegarbeiten, wir erwarten Besuch für einen Törn zum Ende des Monats.
Es gibt ein bisschen was zu feiern und zwischendrin besucht uns noch eine Freundin von Sibylle um hier auf der Insel ein wenig auszuspannen.
Das klingt nach viel? Nach Stress? Vielleicht ein bisschen – aber wir freuen uns sehr auf den Wonnemonat!
Wie immer DANKESCHÖN für euer Interesse und die investierte Zeit – wir lassen euch auch weiter teilhaben! News wie immer auf diesem Kanal – stay tuned!
Ό,τι καλύτερο και καλό Μάη, να είστε υγιείς και να μας σκέφτεστε
Yassas, Sibylle & Mario